Die Bildung von Kompanien im Schützenkorps Diepholz e.V.

(Auszug aus einem Beitrag zur Geschichte der Diepholzer Schützen)
von Heinrich Kläning


Das Schützenkorps Diepholz war von alters her in zwei Züge, nämlich den Diepholzer und den Willenberger Zug, gegliedert. Diese Unterteilung hatte ihren Ursprung in dem früheren kommunal-verfassungsrechtlichen Bestand der Fleckengemeinden Diepholz und Willenberg.

Die Einzugsbereiche für diese Züge waren in etwa durch den Verlauf der Lohne (im im Stadtinnern Vorderlohne) abgegrenzt.

Es entsprach durchaus der überkommenden Ordnung, dass nach der Wieder-gründung des Schützenkorps im Jahre 1948 diese Einteilung beibehalten blieb.

Dabei ist zunächst nicht bedacht worden, dass sich die Bevölkerungsstruktur durch die städtebauliche Entwicklung, vor allem im westlichen Stadtgebiet, und durch den Zuzug von Neubürgern in erheblichem Umfange verändert hatte. Dies wirkte sich mit den beginnenden 50igerJahren besonders auch im Vereinsleben aus. So wurde neben der gleich nach dem 2. Weltkrieg wiedergegründeten Sportgemeinschaft Diepholz im westlichen Stadtgebiet ein zweiter Sportverein gegründet, der allerdings nur wenige Jahre bestanden hat.

Aber auch bei den Schützen setzten Überlegungen in diese Richtung ein. So war es sicher nicht unvorhersehbar, dass nach einem Bericht im Diepholzer Kreisblatt vom 13.07.1953 ein neuer Verein, nämlich der Schützenverein Diepholz von 1953, aus der Taufe gehoben worden war. In der Gründungsversammlung im Lokal „Maschterassen“ (später: Hotel Sonnenschein) hatte zwar ein engagierter Schützenbruder aus dem Schützen-korps, Herr Albert Kreienhop, seine Bedenken gegen die Gründung eines neuen Vereins wegen der entstehenden Konkurrenzsituation nachhaltig geltend gemacht, seine Bedenken wurden jedoch mit der Bemerkung abgetan, man wolle mit der Zeit gehen.

Das im Schützenkorps traditionell gepflegte Adlerschießen sei überholt. Im neuen Verein solle König werden, wer im Wettbewerb auf der Scheibe die höchste Ringzahl erreicht habe. Im Übrigen wolle man dem Schützenkorps durchaus keine Konkurrenz mache.

 

Wohl jeder kann sich auch heute noch vorstellen, dass durch diese Neugründung in Diepholz viel „Staub aufgewirbelt“ und eine Menge wilder Gerüchte in Umlauf gesetzt wurden. Unter anderem sollte etwa 80 Schützenbrüder aus dem Schützenkorps ausgetreten sein. In der für den 16. Juli 1953 einberufenen Hauptversammlung des Schützenkorps Diepholz konnte jedoch durch den damaligen Geschäftsführer Emil Bruns klargestellt werden, dass stattgefundene Austritte durch Neuaufnahmen kompensiert seien und sich der Mitgliederbestand des Schützenkorps sogar um 52 Schützenbrüder erhöht habe.

In dieser Versammlung ging man aber auch ernsthaft in sich und stellte Überlegungen an, wie unter Wahrung der guten Tradition die auch vom Kommando längst als notwendig erkannte Umwandlung in der Vereinsstruktur zu erreichen sei, um die aktive Teilnahme und Mitsprache des einzelnen Schützenbruders im Vereinsleben zu verbessern.


Foto aus Anfang der 50er Jahre – Vermutlich auf einer Hauptversammlung des Schützenkorps bei Hoffmann-Freese (Brauner Hirsch). Stehend v.I.: Georg Schubode, Georg Hagemann, Bernhard Kettler, Dr. Ernst Schröder, Willi zur Mühlen (Anmerkung: 1. Kompanie-führer der Kompanie Eschfeld), Paul Sommer, Wilhelm Paradiek, Fritz Laker

Da die in dieser Versammlung vorgebrachten Anregungen und Vorschläge vielfach auseinander gingen, wurde aus den Reihen der Schützen eine Kommission gewählt, die gemeinsam mit dem engeren Vorstand im Laufe des Jahres in aller Ruhe über den Künftigen Ablauf des Diepholzer Schützenfestes sowie über die innere Struktur des Schützenkorps beraten und ihre Vorschläge der nächsten Jahreshauptversammlung unterbreiten sollte.

In dieser Versammlung am 3. Mai 1954 wurde dann nach den üblichen Regularien der Vorschlag der Kommission, das Schützenkorps künftig in vier Kompanien zu gliedern, einhellig begrüßt und dementsprechend einstimmig beschlossen.


Zu der Entscheidung über die Bildung der Kompanien kam noch der sehr nachdrückliche Beschluss, das Adlerschießen als alte und bewährte Tradition beizubehalten.

Außerdem wurde beschlossen, und dies war sicher eine sehr weitblickende Neuerung, neben dem seit langem bestehenden Jungschützenkorps eine Jugendgruppe der Vierzehn- bis Achtzehnjährigen dem Schützenkorps anzugliedern. Diese Jugend-gruppe sollte ihren König durch das Schießen auf die Scheibe ermitteln. Als erster Betreuer dieser Gruppe wurde der damalige Feldwebel (später Major) Erich Brockmann eingesetzt.

 

 

Die Kompaniebereiche wurden wie folgt abge-grenzt:

Kompanie „Willenberg“

Das Gebiet westlich der Lohne (praktisch der Einzugsbereich des bisherigen „Willenberger Zuges“)

 

Kompanie „Lange Straße“

Lange Straße, Mühlenstraße, Kolkstraße, Ledebourstraße

 

Kompanie „Esch“

Der Esch mit den westlichen davon gelegenen Straßen oberhalb der Langen Straße, das gesamte Eschfeld, Hindenburgstraße, Groweg und Fladder

 

Kompanie „Bahnhof“

Bahnhof, An der Bahn, Bahnhofstraße, das südwestlich davon gelegene Gebiet um das Schloss bis zur Langen Straße, Hinterstraße, die Welle, Grafenstraße, Nährweg, Barlage und Lüdersbusch

 

Rückblickend bleibt festzustellen, dass in dieser Jahreshauptversammlung weittragende und historisch bedeutsame Beschlüsse gefasst worden sind, welche die Entwicklung des Schützenkorps Diepholz entscheidend vorangebracht haben. Dieser 4. Mai 1954 ist als ein markanter Punkt in die Geschichte des Schützenkorps eingegangen.

 

Die Gründungsversammlungen der Kompanien wurden zügig abgewickelt.

 

 

 

So fand am 14. Mai 1954 im Bahnhofshotel unter der Leitung von Bernhard Kettler die Versammlung für den dortigen Kompaniebereich statt.

 

 

Am 17. Mai 1954 konstituierte sich die Kompanie Willenberg im Gasthaus Laker. Die Leitung der Versammlung hat Dr. Georg Eule übernommen.

 

Die Kompanie Lange Straße fand am 19. Mai in der Gaststätte Deutsches Haus (Wiechers) zur Gründungsversammlung ein. Auf Vorschlag des späteren Kommandeurs wurde beschlossen, dieser Kompanie den Namen „Lappenberger Rott“ zu geben.

 

Die Kompanie Esch wählte in ihrer Gründungs-versammlung am 20.05.1954 im Gasthof Wichelhaus (Strangmeyer) unter der Leitung von Bernhard Kettler ihren ersten Kompanievorstand.

Aus einem nicht mehr bekannten Grund legte diese Kompanie sich alsbald die Bezeichnung „Partisanen-Kompanie“ zu. Dieser Ehrenname ist auch noch heute allgemein gebräuchlich im Schützenkorps Diepholz.

(Anmerkung: siehe auch Rückblick von Siegried Alscher)

 

Mit der weiteren Ausdehnung der Bebauung im Nordwesten der Stadt wurde es notwendig, im Gebiet Dustmühle eine weitere Kompanie zu gründen. Am 20. November 1980 wurde in der Gastwirtschaft Moorhof unter der Leitung von Wilfried Krüger die Kompanie Dustmühle gegründet.

(Anmerkung: Diese Kompanie hat sich leider im Jahr 2013 wieder aufgelöst)    

 

 

Durch Änderung der Satzung des Schützenkorps wurde zum 1. Juli 1982 die Jugendgruppe in eine Kompanie umgewandelt.

So ist das Schützenkorps aus den eingangs-erwähnten zwei Zügen auf sechs Kompanien angewachsen. Hinzu kommt noch eine sehr aktive Damengruppe.

Mit der Verwaltungs- und Gebietsreform im Jahre 1974 sind die ehemaligen selbstständigen Gemeinden Aschen, Heede und St. Hülfe als Ortsteile in die Stadt Diepholz eingemeindet worden. Demzufolge gibt es in der Stadt Diepholz nunmehr sechs Schützenvereine.

 

 Redkorps Musik aus den eigenen Reihen!

Im Jahr 2017 gründeten einige Schützen des Schützenkorps Diepholz eine ganz neue “Abteilung”: das Redkorps. Damit hat der Schützenverein eine eigene Musikkapelle, die auf vielen Veranstaltungen des Schützenvereines zu sehen und zu hören ist. Die ca. 25 Musiker begleiten den Verein bei vielen Märschen und anderen Anläßen. Dabei sind sie weder zu überhören noch zu übersehen, da ihr origenelles rot-weiß-schwarzes Outfit einen optischen Akzent zwischen den grün-schwarzen Schützenuniformen setzt. Jeder Schütze des Vereins ist herzlich eingeladen sich musikalisch zu beteiligen und ein Instrument im Ensemble zu übernehmen. Die wöchentlichen Proben finden im Vereinsheim des Schützenkorps statt.

 

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Heute, sind es wieder 4 Kompanien plus der Jugend, der Damen Gruppe und unser Redkorps die zusammen den Traditionsverein

“Diepholzer Schützenkorps von 1498 e.V.” bilden.

Kompanie “Bahnhof”

Kompanie “Eschfeld”

Kompanie “Willenberg”

Kompanie “Lappenberger-Rott”

Kompanie Jugend

Damen Gruppe

Redkorps

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